MATI 1996

Nachdem ich das Internet lange genug vergeblich nach einem Beitrag über die Pionierübung MATI 96 in Albanien durchsucht habe entschloss ich mich als ehemaliger Teilnehmer , mir die Arbeit zu machen und selbst einen kleinen Bericht darüber zu verfassen.
Eigentlich schon erstaunlich und für mich nicht so recht nachvollziehbar, das selbst auf offiziellen Bundeswehrseiten darüber nichts zu finden ist.
Waren wir als Teilnehmer und die Übung selbst wirklich so unwichtig?
Wenigstens gibt es auf Spiegel Online einen Artikel über diese Übung, im Heft 42/1996 Spiegel Online Archiv wird darüber berichtet und ein Foto vom Bau eines Steges mit Stahlrohrbaugerüst gezeigt. Das war zufällig auch meine Station.

Naja, was solls….

Also gut, dann berichte ich eben…
Bitte seht mir nach, das ich das Ganze aus meiner Erinnerung heraus verfasse und keine genauen Daten/Zahlen mehr im Kopf habe.

Mal abgesehen von den ganzen Vorbereitungen (Ausbildung, Zusammenstellung des Personals, Übungsplatzaufenthalt in Stetten, etc. ) ging die eigentliche Verlegung von Volkach aus Ende September los.
Zuerst mit Kfz-Marschkolonne ( ich habe damals einen 5to MAN Pi-Gruppentransporter gefahren) vom Appellplatz in Volkach aus zur Bahnverladung nach Seligenstadt bei Würzburg. Dort wurden zwei Militärzüge zusammengestellt, im vorderen Bereich jeweils die Personenwagen.
Von dort aus ging es los Richtung Süden über Passau zuerst nach Österreich hinein und weiter in Richtung Spielfeld zur Grenze nach Slovenien. Durch Slovenien weiß ich noch, das wir einen Zwischenstop in Lubljana eingelegt haben und das die Landschaft wunderschön war.
Unsere Landser hatten aber keinen Blick dafür und haben in den Bahnhöfen lieber nach den Mädels geschaut….
Unsere Endstation in Slovenien war der Hafen von Koper, den wir Nachts erreichten und wo wir bis zum Morgen mit der Entladung warten mussten.
Zwei große Fährschiffe standen für uns bereit, unsere „Tonner“ fuhren wir vom Waggon aus bis zur Rampe, dort übernahmen das Beladen der Schiffe die Experten von Bord bzw. vom Hafenpersonal.
Ja, und dann ging es los, ab auf die Adria!
Die Kabine an Bord war schnell bezogen und dann nichts wie rauf an Deck. Die Stimmung war super und wir waren natürlich gespannt, was uns dort im Süden erwartet.
Ich bin mir nicht mehr sicher, wie lang die Überfahrt dauerte, vielleicht 2 oder 3 Tage. Ich weiß aber noch, das wir abends in Durres/Albanien ankamen und bis zum nächsten Morgen mit dem Entladen warten mussten.
Im Hafen wartete schon unser Troßschiff, der Versorger „Freiburg“, mit welchem 5 (?) Soldaten aus unserer Kompanie mitfahren durften.
Ich glaube, diese 5 (?) Mann hatten damit die beste Zeit ihres ganzen militärischen Lebens, ging deren Reise doch schon viel eher los als unsere und die Fahrstrecke (Kiel ? – Nordsee – Kanal – Atlantik – Gibraltar – Mittelmeer – Adria) war natürlich für Heeressoldaten vom Feinsten…..
Nach dem Entladen und Bilden einer Marschkolonne ging es dann los Richtung Lager. Den genauen Ort unseres Lagers kann ich nicht mehr nennen, ich habe ihn auch bei meiner Suche auf Google Earth nicht gefunden. Meiner Meinung nach lag das Lager irgendwo im Bereich Patok-Fushe Kruje (siehe Karte).
Die Fahrt dahin war abenteuerlich, die Straßen selbst für einen 5to mil gl eine Herausforderung….
Das Lager selbst war wohl auf einem ehem. Übungsplatz oder Kasernengelände eingerichtet, die Albaner hatten sich sehr viel Mühe mit der Einrichtung gegeben. Alles war sehr liebevoll gestaltet, die Wege mit weißen Steinen abgegrenzt und die Zelte perfekt ausgerichtet.
Und dann ging es los, die ABC Truppe aus Bruchsal baute die Wasserver-und entsorgung auf ,wir Pioniere errichteten Speisezelt (mit einem Fundament aus „Panzerkeksen) und begannen auch sofort mit der gemeinsamen Ausbildung.
Wir von der 4./PiBtl 12 hatten u.a. die Ausbildung am Stahlrohrbaugerüst, an der K-Säge, am Aufbrechhammer Eli und Benzin, Bolzenschussgerät und an den Pi-Gerätesätzen 1 und 2. Die Kameraden von der 5./PiBtl 12 hatten unterdessen die Ausbildung im Straßenbau übernommen (Planierraupe, etc.). Es war auch geplant, eine Sprengausbildung an den überall im land verstreuten Bunkern durchzuführen, dazu kam es aber nicht.
Meines Wissens nach fand auch eine Taucher – und S-Boot Ausbildung an einem in der Nähe liegenden Stausee statt.
Höhepunkt der ganzen Übung MATI 96 war der Tag der deutschen Einheit (mit Besuch der Wehrbeauftragten Claire Marienfeld und einem großen Appell), unser Ausflug nach Tirana und natürlich die große Katastrophenübung, welche im umliegenden Bereich des Lagers stattfand.
Auf meinen Bildern (leider nicht sehr gute Qualität, da aus meinem Album abfotografiert) sind Ausschnitte davon zu sehen.
Meine Aufgabe dabei war es, mit dem Stahlrohrbaugerüst eine Behelfsbrücke über einen kleinen Tümpel zu bauen. Dirk, mein Kamerad, leitete die Ausbildung am Aufbrechhammer. Weiterhin gab es meines Wissens nach auch eine Evakuierungsübung in der Nähe des Stausees und noch einiges mehr.
Die Übung MATI 96 war für mich leider aufgrund einer Erkrankung meines kleinen Sohnes etwas eher als geplant zu Ende, ich konnte dank der Hilfe meines Kompaniechefs mit einer Transall (zusammen mit dem damaligen Kommandeur 10.Panzerdivision, Generalmajor Drews) von Tirana über Zadar zurück nach Landsberg fliegen.

Das war also ein kurzer Abriss zur Übung MATI 96 in Albanien. Es gäbe noch viel mehr dazu zu sagen, kleine Anekdoten, Lustiges und auch Trauriges. Das würde aber den Rahmen hier sprengen. Vielleicht erreicht mein Artikel ja einige Kameraden, die mit mir zusammen dort waren und weckt so einige Erinnerungen. Schön wäre es natürlich, wenn Andere ebenfalls Fotos und ihre Eindrücke von damals schildern und beisteuern könnten.
Ich werde mal schauen, ob ich meine Bilder in etwas besserer Qualität einscannen und posten kann.

Albanien

…Sinniges und Unsinniges aus meiner kleinen Welt